Prolog
Aus einer Mücke einen Elefanten machen. So ein Scheiß. Warum hast Du das nur so laut gedacht. Du brauchst Dich da jetzt nicht schon wieder heraus reden; so wie Du es ja immer mal wieder machst. Diesmal ist es eindeutig: Du bist Schuld. Ja: Du!
Nun sitzen wir hier zu dritt auf diesem indischen, weißen Elefanten und stolpern mit großen Schritten durch die Weltgeschichte. Mit großen, nein mit sehr großen Schritten.
Darf ich vorstellen: Wir. Das bist Du und auch noch Ich. Und immer an unserer gemeinsamen Seite der liebe, nette Aristoteles. Somit drei. Zu dritt. Immer. Für ewig miteinander verbunden.
Und unser gemeinsam so weise Freund Aristoteles an unserer beiden Seite immer bestückt mit guten Schlägen zu Rat und Tat. Das antike Wissen auf die heutige Welt angewendet. Manchmal zynisch und auch mal einfach passend. Zum Schmunzeln. Und auch immer mal wieder verwirrend. Ja, so ist er unserer Aristoteles.
Und aktuell sitzen wir nun doch recht ungemütlich zusammen und halten uns gegenseitig fest; so dass wir von diesem wackelnden Etwas, dem weißen Elefant, nicht herunterfallen. Denn nur gemeinsam mit vereinten Kräfte werden wir dieses Abenteuer bestehen, dass uns bevorsteht.
Die Reise beginnt. Der Vorhang fällt.
Und keine Mücke zu sehen. Keine einzige Mücke. Weit und breit nur Elefanten. In den verschiedensten Farben. Habe ich Dir schon gesagt: Unser Elefant ist weiß!
Grüne Flächen. Flachland. Nein nicht ganz. Dort hinten scheinen Hügel zu sein. Gemeinsam mit dem weißen Elefanten unterwegs zu mehr
- Geduld
- Struktur
- Sicherheit
- Manifestierung
Die uns als so groß vorkommenden Schritte sind für unseren Elefanten ganz und gar nicht groß.
Die Dimensionen verschwimmen sobald die Größe oder auch das Kleine in der relativen Sicht der Weite des Kosmos von Makro und Mikro betrachtet werden. Zeit, Raum und weitere Aspekte der Menschheit halten Mich und auch Dich gefangen in wissenschaftlich bewusst geflochtene Netze. Eine Matrix. Ein mathematisches Gebilde, dass sich über die letzten Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende gebildet hat. In den Generation der Menschen Schritt für Schritt verankert.
Der Ausweg: Lasst die alten Männer reden. Hört Ihnen zu. Experimentiert wie kleine Kinder. Die Welt ist ein großer Sandkasten. Voller Burgen. Schaukeln. Gerüste zum Klettern. Und weißen Elefanten.
Geduldig sitzen wir gemeinsam auf dem schuppigen Rücken unseres weißen Elefanten. Ohne genau zu wissen, wohin er uns bringen wird. Nein, noch viel schlimmer. Wir haben ja gar keinen Schimmer davon, wo es hingehen wird.
So langsam gewöhnen wir uns an das Ruckeln. Eingebettet in die uns auch so langsam gewöhnende Harmonie der großen Schritte unseres Chauffeurs.
Aristoteles hat in den letzten Minuten ganz schön an Farbe im Gesicht verloren. Mit schalem Blick schaut er umher, als wenn er die Welt nicht mehr als sein Eigen ansieht und sagt:
Man muss erst lassen können, um gelassen zu sein.
Meister Eckart
Das habe er von seinem Freund Meister Eckart. Und, dass er nun ganz und gar nicht an die Sinnhaftigkeit der Aussage seines Freundes nun glaubt. Denn er sei ja schließlich so gut wie immer gelassen. Und die Situation auf dem weißen Elefanten hat nun mit dem Lassen können ja nun mal auch ganz und gar nichts zu tun.
Du bist Schuld. Dein Gedanke, dass wir bei dieser für uns allen merkwürdigen Situation am Berliner Hauptbahnhof nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen sollen. Einfach nur klasse. Gratulation!
Es ruckelt weniger. Die Schrittlänge scheint sich nun von Schritt zu Schritt zu verkürzen. Ich empfinde es nun fast harmonisch. Und die in den letzten Stunden verkrampften Muskeln scheinen sich zu erholen. Ich wage einen Blick. Einen echten Blick. Denn bisher war alles so unwirklich.
Dort drüben scheint ein See zu sein. Das Blau der Wasser Oberfläche spiegelt sich in der Luft. Wie eine Licht, dass sich sternförmig zu verbreiten scheint. Erfrischung für die Elefanten. Das erste Ziel unserer Reise nun doch so nahe.
Was wird dann passieren? Gemeinsam mit unserem weißen Elefanten ein ausgiebiges Bad nehmen? Wird er uns abwerfen? Oder einfach nur uns mit gefüllten Rüssel eine ungewollte Dusche bescheren?
Geduld
Geduldig warte ich auf das was Aristoteles mir nun zu sagen hat. Und schaue gespannt in seine Richtung. Auch Du hast Deine Augen und Ohren auf unseren weisen Freund gerichtet. Und Aristoteles schweigt.
Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er die letzten Stunden die Situation als eine Möglichkeit gesehen gedanklich Informationen
- zu sammeln,
- sorgfältig zu ordnen,
- schrittweise zu klassifizieren,
- methodisch und systematisch zu analysieren
um uns auf verschiedenen Wegen und zwar
- rational,
- logisch und
- vernünftig induktiv
das Ergebnis seiner Untersuchungen zu präsentieren.
Wobei wir beide – Du und Ich – hoffen, dass es nicht wieder zu einem dieser hoch komplexen Vorträgen kommt: Über die große Anschauung von Natur im Allgemeinen. Besonders hilfreich wäre es ja nicht, wenn unser Ritt auf dem weißen Elefanten mit biologischen Organismen, Systemen und Vorgängen aus ihren Zielen und Zwecken heraus erklärt werden.
Doch zu unserem Erstaunen hat Aristoteles ein ganz anderes Thema im Sinn gehabt. Er fängt an uns zu erläutern, dass es nicht wichtig sei sich zu fragen: Was ist richtiges Handeln? Sondern eher: Was ist die beste Art des sittlichen Lebens?
Er bringt uns auf eine andere gedankliche Fährte. Und vergessen dabei fast unsere missliche Lage. Vielleicht ist es ja gut einfach mal nicht zu Handeln. Einfach mal sitzen bleiben. Und dabei überdenken, was wir unserem Gefährten mit der rauen Haut, auf der wir nun sitzen, Gutes Tun können.
Geduld üben.
Den Fluss des Adrenalins im Blut einfach mal stoppen. In unserem Fall unsere Fluchtreaktion im Zaum halten. Den Überlebensmodus nicht die Oberhand gewähren. Die Aktivitäten der Nebennierenrinde spüren. Und dabei Herr unserer eigenen Lebenskraft sein.
Während wir zu dritt voller Glück und Glückseligkeit schwelgen, kommt mir dann ein Gedanke in den Sinn: Kann es sein, dass unser Ritt auf dem weißen Elefanten das Denken in Voraussetzungen und Hindernisse der Eudaimonie fördert? In der indischen Mythologie ist der Elefant ja verbunden mit den Begriffen
- Glück,
- Zufriedenheit und
- Gesundheit
Und das sind ja schließlich Konzepte, die sich auch gut in den Begriff der Geduld einbetten lassen. Glücklich hier sein zu dürfen. Zufrieden gemeinsam neue Abenteuer erleben zu dürfen. Dankbar für einen gesunden Gemütszustand.
Auch die schon von Aristoteles mit sittlichem Leben postulierte Art des Lebens kann mit Geduld kombiniert werden. Harren wir der Dinge, die da kommen werden. Und wirken aktiv im Einklang mit tugendhafter und moralischer Vorzüglichkeit. Unsere rationalen Tätigkeiten als einen Ausdruck der Fähigkeit unser Seele betrachten.
Du bist ruhig geworden. Und als mein besonders in Vergangenes verankertes Selbst erinnerst Du mich immer wieder, dass unser Leben
- einfach,
- kreativ und
- produktiv
sein sollte. Auch erinnerst Du mich immer mal wieder an die schöne Aletheia: Die aus der griechischen Mythologie stammende Göttin der Wahrheit und Tochter des Zeus. Aus Ton in schönsten Konturen geformt. Einen besonderen Platz in dem von Botticelli gezeichneten Bild mit dem Titel „Die Verleumdung des Apelles“.
Gerne verbinde ich den Ausspruch „Nichts als die nackte Wahrheit“ mit dem wunderschönen Bild der Aletheia. Und auch wenn es immer mal wieder turbulent in unserem gemeinsamen Leben zugeht. Das Bildnis der Aletheia beruhigt meinen Geist. Und vor allem auch fördert es meine Gewissheit, dass die Schönheit der Wahrheit immer ans Licht kommen wird.
Übe Dich in Geduld
Auch die Ähnlichkeit der Aletheia mit der von Sandro Botticelli gemalten Venus fasziniert mich immer wieder. Die Nacktheit der Frau mit ihren optimalen Proportionen. Ein Gedicht für all unsere Sinne. Die Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit als Sinnbild verbunden mit dem Gleichnis der nackten Wahrheit.
Von der Geduld zu einer Abhandlung der Schönheit des weiblichen Geschlechts mit ihren durchaus reizenden Rundungen, auf was für einen Weg befinden wir uns denn nun gerade. Meine – oder besser gesagte unsere – Odyssee auf dem Rücken des weißen Elefanten hat sich eine Pause gegönnt.
Die Mücke an den Gleisen des Berliner Hauptbahnhof hat uns hier her katapultiert. Diese dumme Aussage von Dir: Sie solle jetzt nun wirklich nicht so Aufsehen um sich selbst machen. Denn Du liebe Mücke seist ja nun wirklich nicht ein großer mächtiger Elefant. Ja, solche dummen Aussagen können sich zu einem Abenteuer ausbreiten. Und in dem stecken wir nun zu dritt ganz tief drin.
Wie häufig sagen oder denken wir Dinge, die wir später bereuen. Noch viel schlimmer ist es, wenn wir uns noch nicht mal mehr daran erinnern. Und so uns die Chance nehmen, die Kausal Kette von Ursache und Wirkung zu erkennen.
Doch wir spüren den kausalen Zusammenhang in recht extremer Weise. Und wenn ich mich hier umschaue sind wir nicht allein. Das von weitem erahnte Wasser ist Ziel mehrerer weißer Elefanten. Und bei genauem Hinschauen sehe ich auf jedem dieser mächtigen Tiere Menschen sitzen. Und das in einer ähnlichen Situation wie wir sie gemeinsam zu dritt erleben dürfen.
Diese lästige Situation wird von uns mit Standhaftigkeit und Geduld im Sinne des Mann-Sein immer mal wieder mit einem Lächeln versüßt. Wer kann denn von sich sagen, mal so richtig auf einem weißen Elefanten geritten zu sein?
Wer aber nicht mannhaft und mutig Gefahren bestehen kann, ist ein Sklave eines jeden, der ihn angreift.
Aristoteles
Und auch Aristoteles scheint Gefallen an unserem kleinen Abenteuer zu finden. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er auch schon die Menschen auf den anderen Elefanten entdeckt. Und ich ahne, dass er sich auf das Zusammentreffen mit den anderen Abenteuer lustigen Menschen freut. Vielleicht sind ja weitere weise Köpfe der Philosophie unter ihnen.
Und beim Betrachten unseres weisen Freundes Aristoteles denke ich über unsere gemeinsame Vergangenheit nach. Die drei Zeitformen der Vergangenheit sind in der deutschen Grammatik von nah bis fern sortiert.
- Ich liebte
- Ich habe geliebt
- Ich hatte geliebt
Du, meine liebe Vergangenheit, mein Speicher aller Geschehnisse, entscheidest im Rahmen Deiner Ansprache an mich in welcher Form Du eine Verarbeitung gedenkst zu veranlassen. Die gezielte Nutzung von
- Unvollendete Vergangenheit
- Vollendete Gegenwart
- Vollendete Vergangenheit
setzt Akzente, deren Fluss den Lauf der Dinge steuern kann. Es gibt Bereiche unseres gemeinsamen Zusammenlebens, deren Vollendung noch nicht abgeschlossen ist. Auch kann es sein, dass so manches aus unserer Vergangenheit ganz bewusst noch in meinem Ich, meiner Gegenwart, wirkt. Das Unvollendete als Aufgabe.
Geduldig einen inneren Dialog mit Dir führen. Die Hand offen halten. Sich öffnen. Die Sucht nach schnellen Lösungen und direkten Ergebnissen sein zu lassen. Vollständig anwesend sein. Mit Mut und Ausdauer die Dinge im Laufe der Zeit zu meinem Vorteil lenken.
Ich möchte Dir sagen, dass es gut ist, dass Du da bist. Ich akzeptiere Deine Verarbeitung meiner Erlebnisse. Wir haben ja schon eine Menge gemeinsam erlebt. So manche Veränderung gut durchgestanden. Entbehrungen in emotionalen Talsohlen durchlebt. Kostbare Energie verbraucht. Dabei dann gemeinsam erkannt, was uns beiden gut tut. Wohlbefinden definiert. Und somit ein gute Grundlage für ein gesundes Leben geschaffen. Ich vertraue Dir. Schön, dass es Dich gibt.
Struktur
Aristoteles hat unser Zweier Gespräch – Du und Ich – eine ganze Zeit mit einer Art von Ignoranz betrachtet. Doch nun wäre er bereit auch einen Beitrag zu leisten.
Nihil est in intellectu, quod non prius in sensu.
Aristoteles
Den Verstand nun ins Spiel zu bringen, und dabei die Sinneswahrnehmung mit zu betrachten, hat mich sehr gerührt. Übersetzen kann man es so:
Nichts ist im Verstand, was nicht zuvor in der Sinneswahrnehmung war.
Aristoteles
Die Sinne nehmen etwas wahr. Und dann wird "Es" bei uns im Verstand verarbeitet. Es folgt die auch schon von Aristoteles genannte Klassifizierung und die Analyse, gegeben falls die Synthese – das Zusammenfügen – der Wahrnehmung.
Kann es permanente Strukturen geben, die es mir ermöglichen, schwierige Momente im Leben besser zu bestehen? Wie kann Mangel in meinem Leben beseitigt werden?
Ja!
meinst Du nun ganz entschlossen zu mir. Ganz einfach: Schon vor einigen Jahren, hast Du angefangen neue Kategorien in unserem gemeinsamen Kopf anzulegen. Es ist ja erschreckend, dass Ich das so nicht mitbekommen habe:
- Nährend
- Positiv
- Hoffnungsvoll
Diese Kategorisierung hat mir anscheinend bisher geholfen in schwierigen Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und ich selber habe es noch nicht einmal gemerkt. Du bist für mich wie eine nährende Mutter; dein Tun im Hintergrund stärkt mein Sein mit
- Liebe
- Freundlichkeit
- dem Glaube an das Gute des Lebens.
Um dieses zu ermöglichen benötigt es Struktur. Ein Konstrukt, das in unserem Inneren schlummert. Und das von so vielen Psychologen in verschiedene Bereich eingeteilt wurde. Nehmen wir doch mal als Beispiel unseren allseits bekannten Sigmund Freud.
Mit seinem Drei Instanzen Modell von Es, dem Ich und dem Über-Ich teilt er die menschliche Psyche in eine in Reize sowie Vorstellung von Werten und Normen auf:
Das Über-Ich als die Instanz der Moral mit dem Hang zu Forderungen im Bereich der Gebote und Verbote. Das Es als die Instanz der Lust im Bereich der Bedürfnisse. Das Ich als die Instanz der Realität und der gedanklichen Kontrolle mit den Aspekten des Verzicht sowie des Aufschubs des menschlichen Triebes.
Ziel eines jeden Menschen ist die Harmonie; das Herz in den Mittelpunkt seines Lebens stellen. Da wirst Du mir jawohl nicht widersprechen. Oder?
In welcher Form müssen nun die drei Instanzen des Sigmund Freud so interagieren, damit wir als herzensgute Mensch einen entscheidenden Unterschied machen… Wie soll das nur geschehen?
Das Unbewusste ist viel moralischer, als das Bewusste wahrhaben will.
Sigmund Freud
Ein kleiner Teil des Über-Ich und ein größerer Teil des Ich befinden sich in unserem menschlichen Bewussten. Das Es schlummert im Unbewussten und ist somit eine gewisse Unbekannte in dem Modell der Psyche.
Ein Versuch. Achtung! Nicht unbedingt machbar auf dem Rücken eines äußerst aktiv voranschreitenden weißen Elefanten:
Einfach mal wenn es einem nicht so gut geht die rechte Hand auf die Gegend des Herzens legen und die Augen schließen. Dabei ruhig ein und wieder ausatmen. Sich Zeit nehmen. Zur Ruhe kommen.
In vielen solchen Momenten konnte Ich – oder besser gesagt Du: mein Vergangenes Ich – auch die Es Anteile meiner Psyche spüren. All diese sehr menschlichen Affekte wie
- Neid
- Hass
- Vertrauen
- Liebe
erscheinen in einer harmonischen Art und Weise vor Deinem inneren Auge. Auch die Instanz des Ich mit den Qualitäten der Wahrnehmens, des Denkens und des Gedächtnisses konntest Du in Deine Arbeit mit dem Herzen integrieren. Zu allerletzt erscheinen die psychischen Strukturen der Über-Ich Anteile, namentlich
- Soziale Normen
- Werte
- Gehorsam
- Moral
- Gewissen
Das Über-ich, das Es und das Ich vereint in das tiefe Ein- und Ausatmen sowie der rechten Hand auf dem Herz… es geschieht etwas Wunderbares: Ruhe. Harmonie. In sich klar sein. Eine neue Struktur der Klarheit.
Bei genauem Spüren erkanntest Du, dass auch die Klarheit immer mal wieder einer Veränderung unterworfen ist. Wir hatten ja darüber in den letzten Jahren bei der Entwicklung meines 42 Denker Ansatzes ausgiebig gesprochen.
Vergleichbar unserer Situation auf dem Rücken unseres weißen Elefanten, kann das Ziel klar oder auch unklar sein. Auf jeden Fall wird es wackelig. Und das Kippen unserer Körper nach links, rechts oder auch nach hinten und vorne beansprucht unsere Sinne immens.
Die Überwindung der Statik, die Vertreibung des Absoluten, das ist das wesentliche Pathos der neuen Zeit.
Roman Jakobsen
Die Untersuchung der statischen und dynamischen Gesetze und dabei die Phänomene des Lebens, unserer Arbeit mit dem Herzen, als ein strukturiertes Ganzes zu betrachten… genau das wurde in der Zeit des Strukturalismus thematisiert.
Aus der literarisch wissenschaftlichen Textanalyse der Strukturalisten ist ein von Roman Jakobsen entwickeltes Kommunikationsmodell entstanden, dass auch ganz prima, in die Sprache mit mir und Dir selbst hinein wirkt. Die 6 Faktoren und Funktionen
- Kontext
- Botschaft
- Sender
- Empfänger
- Kontakt
- Codierung
können unterschieden und somit neue Blickwinkel betrachtet werden. Das Sprechen mit sich selbst – und auch schon das Spüren in sich selbst – wird zu einem Abenteuer. Ein Abenteuer, eine Reise, die sich ändern darf. Und in die Vertreibung des Absoluten führt.
Doch wie müsste denn nun der Bau einer Struktur geschehen, die unser Leben direkt unterstützt?
Stabilität spüren und dann schrittweise ausbauen. Als spannendes Abenteuer für uns inszeniert, damit wir auch dranbleiben. Den Muskel des Durchhaltens trainieren. Jeden Tag mit Vertrauen anstelle von Hoffnungslosigkeit beginnen. Das Ziel vor Augen. Anwesend sein. Wunder geschehen lassen.
Verwunderung war den Menschen jetzt wie vormals der Anfang des Philosophierens.
Aristoteles
Ja, es grenzt schon an ein Wunder. Aristoteles scheint nun doch wieder bei uns zu sein. Nicht nur physisch, körperlich. Sondern auch gedanklich. Willkommen, lieber Aristoteles!
Und so frage ich mich aktuell welche Qualitäten müssen wir gemeinsam kultivieren, um das Leben zu erhalten, das wir uns wünschen? Kann ich mein Du – mein ehemaliges Ich – überhaupt kultivieren?
Die Gegenwart kann man nicht genießen ohne sie zu verstehen und nicht verstehen, ohne die Vergangenheit zu kennen.
Sigmund Freud
Den auch von Sigmund Freud geprägten Begriff des Realitätsprinzip entspricht der laufenden Abwägung des Ich gegenüber dem Über-Ich und dem Es. Das Lustprinzip des Es wird mit den Erfahrungen aus der Vergangenheit aus dem Über-Ich abgewogen. Und so erkenne ich nun, dass in Dir – meinem Du – große Anteile des Über-Ich wirken.
Diese Kräfte in mir, die ich von Dir erhalte, lassen mich in meinem Umfeld beweglich agieren. Allerdings grenzen diese mich auch ein. Die in Dir verinnerlichten Erfahrungen sind sehr sauber, sehr rein. Du schützt mich vor dem Erleben von unangenehmen Konsequenzen und hältst mir mit deinen moralischen Vorstellungen immer mal wieder das Stopp-Schild direkt vor die Nase.
Und doch, liebes Du, möchte ich manchmal ausbrechen. Einfach mal weg von diesem den Erfordernissen der Umwelt angepasste Handeln. Meiner Lust einfach mal nachgehen. Mich als Mensch einfach mal Fallen-lassen. Unabhängig. Frei. Und vielleicht so Deine doch häufig zu hoch angelegte Moral Vorstellungen in Frage stellen.
Lass uns gemeinsam – Du und Ich – mit Aristoteles ein Leben schaffen, das unser Sein als Mensch mit allen Facetten der Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellt. Gestalten. Realistisch. Umfänglich. Strukturiert das Leben erschaffen, das wir uns verdient haben.